Demenzerkrankungen: Herausforderungen, Diagnose und Pflege in einer alternden Gesellschaft

Demenzerkrankungen sind in unserer alternden Gesellschaft eine der häufigsten Ursachen für Pflegebedürftigkeit. Mit steigender Lebenserwartung nimmt die Zahl der Betroffenen stetig zu. Eine Demenz ist durch einen fortschreitenden Abbau der Gehirnleistung gekennzeichnet. Sie äußern sich in einer Beeinträchtigung von Gedächtnis, Orientierung und anderen kognitiven Fähigkeiten. Betroffene verlieren nach und nach ihre Alltagskompetenz, was sie zunehmend pflegebedürftig macht. Mit steigendem Alter erhöht sich das Risiko einer Demenzerkrankung. Während bei über 70-Jährigen etwa 2–5 % betroffen sind, steigt dieser Anteil bei über 90-Jährigen auf bis zu 30 %. Frauen sind häufiger von Alzheimer betroffen, Männer hingegen eher von vaskulären Demenzen.

Demenzerkrankungen verlaufen in drei Stadien. In der leichten Demenz treten erste Gedächtnis- und Orientierungsstörungen auf, die oft verdrängt werden. In der mittelschweren Demenz sind die Einschränkungen der Alltagskompetenz deutlicher ausgeprägt. Es treten starke Wortfindungsprobleme und Orientierungslosigkeit auf. Betroffene vergessen zunehmend alltägliche Abläufe und benötigen Unterstützung bei der Bewältigung des Haushalts und der Körperpflege. In der schweren Demenz kommt es zum vollständigen Verlust der Selbstständigkeit sowie zu schweren geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen. Menschen in diesem Stadium benötigen eine umfassende Pflege und Betreuung, da sie oft auch Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme und Mobilität haben.

Zur Diagnose von Demenz werden verschiedene Verfahren eingesetzt. Dazu gehören die Anamnese, also Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen, sowie testpsychologische Verfahren wie der Mini-Mental-Status-Test. Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT können typische Veränderungen im Gehirn wie Atrophien aufzeigen. Zudem können Laboruntersuchungen Biomarker wie Amyloid und Tau-Protein im Liquor bestimmen. Wichtig ist hierbei eine frühzeitige Diagnose, da sie den Betroffenen und ihren Familien ermöglicht, sich besser auf die Veränderungen einzustellen, rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu treffen und therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Neben medizinischen Untersuchungen kann auch eine kontinuierliche Beobachtung des Alltagsverhaltens helfen, erste Anzeichen der Erkrankung zu erkennen.

Die Heilung primärer Demenzen ist bislang nicht möglich, jedoch können bestimmte Medikamente den Krankheitsverlauf verlangsamen. Cholinesterase-Hemmer werden bei Alzheimer eingesetzt, während bei vaskulären Demenzen eine Behandlung der Risikofaktoren wie Bluthochdruck im Vordergrund steht. Ergänzend können nicht-medikamentöse Therapien wie Ergotherapie, Musik- oder Kunsttherapie helfen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Zudem gibt es spezielle Rehabilitationsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, um den Alltag besser zu bewältigen. Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und geistige Aktivitäten können ebenfalls dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Ein zentraler Bestandteil der Pflege von Menschen mit Demenz ist die Erhaltung vorhandener Fähigkeiten. Kognitive Stimulation durch Gedächtnisübungen und Sprachspiele fördert die emotionale Zufriedenheit der Betroffenen. Eine strukturierte und angepasste Umgebung erleichtert den Alltag. Gedächtnisstützen wie Notizzettel, Kalender oder digitale Erinnerungen können helfen, den Alltag selbstständiger zu gestalten. Zudem sind Sicherheitsmaßnahmen wie eine gute Beleuchtung, das Entfernen von Stolperfallen und technische Hilfsmittel wie Herdsicherungen oder Notrufsysteme wichtige Aspekte. Angehörige und Pflegekräfte sollten auch auf eine einfühlsame Kommunikation achten, da klare und ruhige Anweisungen das Verständnis erleichtern.

Demenzerkrankungen stellen Pflegende und Angehörige vor große Herausforderungen. Eine frühzeitige Diagnostik, gezielte Therapieansätze und einfühlsame Pflege können jedoch die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien erheblich verbessern. Zudem ist es für Betroffene wichtig, sich nicht aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen. Angebote wie betreute Urlaubsreisen, Gesprächsgruppen oder kulturelle Aktivitäten fördern soziale Teilhabe und das Wohlbefinden. Auch rechtliche und finanzielle Aspekte sollten frühzeitig geklärt werden, etwa durch eine Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung. Beratungsstellen bieten Unterstützung bei der Organisation von Pflegeleistungen und helfen, finanzielle Hilfen wie die Pflegeversicherung in Anspruch zu nehmen.

Quellen:

Kratz, T. (2019). Demenzerkrankungen: Was sollten Pflegende wissen?. CNE.fortbildung. 12: 2–6

Weiß, S., Schneider-Schelte, H., & Jansen, S. (2020). Was kann ich tun?: Tipps und Informationen bei beginnender Demenz. Deutsche Alzheimer Gesellschaft eV, Selbsthilfe Demenz.

 

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