Effektive Kommunikation in Notfallsituationen: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen

Eine effektive Kommunikation ist essenziell für eine qualitativ hochwertige Pflege. Insbesondere in Notfallsituationen ist die Kommunikation fehleranfällig. Stress, Zeitdruck und unterschiedliche Hierarchiestufen zwischen Pflegepersonal und Ärzten erschweren die Zusammenarbeit. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es entscheidend, klare Anweisungen zu geben. Eine direkte und prägnante Sprache reduziert Fehlerquellen und sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit.

Kommunikation ist mehr als der Austausch von Worten. Auch die paraverbale Kommunikation sollte beachtet werden, da Lautstärke, Tonfall und Betonung das Verständnis maßgeblich beeinflussen. Unterstützt werden Aussagen durch nonverbale Signale wie Mimik und Gestik.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie schnell Konflikte entstehen: Ein unerfahrener Arzt schlägt die Intubation eines Patienten mit COPD vor, doch ein erfahrener Pfleger reagiert mit Augenrollen, anstatt seine Bedenken verbal zu äußern. Dieses Missverständnis hätte durch gezielte Nachfrage oder eine offene Kommunikationskultur vermieden werden können. Durch Schulungen und eine bewusste Anwendung von Kommunikationsmodellen kann die Sicherheit und Effizienz im Notfallmanagement verbessert werden.

Das Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun zeigt, dass jede Nachricht vier verschiedene Ebenen hat: die Sachebene, die Selbstoffenbarung, die Beziehungsebene und den Appell. Diese vier Aspekte der Kommunikation spielen eine entscheidende Rolle im Pflege- und Notfallbereich.

Auf der Sachebene geht es um den eigentlichen Informationsgehalt der Nachricht. In der Pflege bedeutet dies beispielsweise die reine Übermittlung von Fakten, wie etwa „Der Patient hat einen Blutdruck von 140/90 mmHg“.

Jede Äußerung gibt auch Hinweise auf die Gefühle, Einstellungen oder den Wissensstand des Sprechers. Wenn eine Pflegekraft beispielsweise sagt „Ich bin mir nicht sicher, ob diese Medikation optimal ist“, handelt es sich um eine Selbstoffenbarung von Unsicherheit oder fehlendem Wissen.

Die Beziehungsebene zeigt, wie die Kommunikationspartner zueinanderstehen. Eine Aussage kann je nach Tonfall und Körpersprache als wertschätzend oder kritisch wahrgenommen werden. In der Pflege und im Notfallmanagement ist es entscheidend, eine respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe zu führen, um das Vertrauen zwischen Teammitgliedern zu stärken.

Die Appell-Ebene beschreibt, was der Sender mit der Nachricht bewirken möchte. Wenn ein Notarzt zu einem Pfleger sagt „Wir müssen sofort intubieren!“, bedeutet das nicht nur eine Feststellung, sondern auch die Aufforderung zur Handlung.

Missverständnisse in der Pflegekommunikation entstehen häufig dadurch, dass Sender und Empfänger einer Nachricht unterschiedliche Ebenen betonen. Ein Arzt könnte eine sachliche Aussage treffen, die von einer Pflegekraft jedoch als Kritik auf der Beziehungsebene interpretiert wird. Das Bewusstsein über diese verschiedenen Kommunikationskanäle hilft, Konflikte zu vermeiden und die Zusammenarbeit zu verbessern.

Abb.: Veranschaulichung des Vier-Seiten-Modells mit Sender und Empfänger (Kuhnke et al., 2023, S. 6)

Regelmäßige Trainings und Simulationen sind essenziell, um die Kommunikationsfähigkeiten des Teams zu optimieren und stressbedingte Fehler zu minimieren. Durch kontinuierliche Übung und Reflexion können medizinische Fachkräfte sicherstellen, dass sie auch in kritischen Situationen effizient und sicher kommunizieren.

Quelle:

Kuhnke, R., von Meißner, W. C. G., Peters, T., & Langner, M. (2023). Kommunikation in Notfallsituationen. CNE.fortbildung, 16: 2–16

 

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