Ehrenamtliches Engagement in der Pflege leidet unter schlechten Rahmenbedingungen

Freiwillig engagierte Menschen spielen in der ambulanten, teilstationären und stationären Versorgung pflegebedürftiger Menschen eine wichtige und unterstützende Rolle. Ob ehrenamtliche Hilfe im Pflegeheim, Besuchsdienste von Kranken oder Sterbebegleitung, können sie maßgeblich dazu beitragen, die Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu erhöhen. Sie können und sollen keine pflegerischen Tätigkeiten von Hauptamtlichen ersetzen, aber insbesondere in Zeiten eines fortdauernden Pflegemangels die Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken, für die im stressigen Pflegealltag oft keine Zeit bleibt.

Der deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist eine repräsentative Umfrage zum freiwilligen Engagement, die seit 1999 alle 5 Jahre durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert wird[1]. Personen ab 14 Jahren werden telefonisch befragt. Bei der letzten Befragung 2019 gaben 39,7% alle Befragten an, sich freiwillig zu engagieren. Damit steigt die Zahl freiwillig Engagierter über die Jahre stetig (1999: 30,9%).

Für die Erhebung aus dem Jahr 2014 liegen für den Pflegebereich genauere Auswertungen des Deutschen Zentrum für Altersfragen vor[2]. 1,9% der freiwillig Engagierten gaben an, sich für hilfe- oder pflegebedürftige Personen im Gesundheitsbereich zu engagieren, bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das hochgerechnet eine gute halbe Million Menschen. Knapp zwei Drittel der Engagierten sind weiblich. Ein Drittel ist zwischen 14 und 29 Jahre, ein weiteres Drittel zwischen 50 und 64 Jahren alt.

Allerdings scheinen die Rahmenbedingungen der freiwillig in der Pflege engagierten schlechter zu sein als für andere freiwillig Engagierte. So wurden die Mitsprachemöglichkeiten im Engagement deutlich negativer bewertet. 15,2% bewerteten die Mitsprachemöglichkeiten als schlecht oder sehr schlecht (bei sonstig freiwillig engagierten nur 4%). Außerdem geben freiwillig in der Pflege Engagierte deutlich häufiger als in sonstigen Bereichen Engagierte an, dass sie sich Verbesserungen wünschen. Beispielsweise bei der fachlichen Unterstützung im Engagement, bei Weiterbildungsmöglichkeiten, bei der Anerkennung durch Hauptamtliche, bei Information und Beratung zum Engagement und bei der Erstattung von Kosten sehen viele freiwillig Engagierte deutliches Optimierungspotenzial.

Quelle: Simonson, 2020, S. 6, Abb. 3

Menschen in Deutschland wollen sich ehrenamtlich engagieren und tun dies auch im Bereich der Pflege. Allerdings scheinen hier bisher die Rahmenbedingungen wenig einladend. Wenn es Pflegeeinrichtungen gelingt, Anwerbung, Begleitung und Anerkennung von Ehrenamtlichen zu verbessern, liegt hier eine große Chance für pflegebedürftige Menschen, die von der Zuwendung durch Ehrenamtliche nachgewiesenermaßen profitieren. Als Institut für Diagnostik, Prävention und psychische Gesundheit wollen wir Pflegeeinrichtungen dabei unterstützen, Strukturen und Prozesse zu schaffen, um die Potentiale von Ehrenamtlichen besser nutzen zu können.

[1] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/engagement-staerken/freiwilligensurveys/der-deutsche-freiwilligensurvey-100090

[2] Simonson, J. (2020): Freiwilliges Engagement für hilfe- und pflegebedürftige Menschen im Gesundheitsbereich. DZA-Fact Sheet. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen

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