Einsamkeit betrifft vor allem Ältere

Jeder fühlt sich manchmal einsam. Dieses Erleben gehört zu den normalen menschlichen Erfahrungen. Langanhaltende oder gar chronische Einsamkeit hat jedoch starke negative Konsequenzen für Wohlbefinden, Gesundheit und sogar die Lebenserwartung. Dabei unterscheidet die psychologische Forschung zwischen Einsamkeit und sozialer Isolation. Einsamkeit wird verstanden als unangenehmes Gefühl, das Menschen erleben, wenn sie ihre sozialen Beziehungen als qualitativ oder quantitativ unzureichend empfinden[1]. Einsamkeit ist ein stark negatives, Traurigkeit auslösendes Gefühl und damit ein subjektiver Zustand, der nicht unbedingt etwas mit der tatsächlichen Anzahl an Kontakten zu tun haben muss. Soziale Isolation hingegen meint den objektiven Zustand des Alleinseins und das Fehlen an sozialen Beziehungen. Einsamkeit kann in allen Lebensphasen auftreten. Besonders betroffen sind aber hochaltrige Menschen, die zum Beispiel nicht mehr zu Hause leben können und deren Partner:innen, Familienangehörige und Freund:innen häufig schon verstorben sind.
Im deutschen Alterssurvey (DEAS)[2] wird Einsamkeit bei Personen in der zweiten Lebenshälfte erfasst. Der Deutsche Alterssurvey ist eine repräsentative Studie zur zweiten Lebenshälfte, an der Menschen von 40 bis über 90 Jahren, die in Privathaushalten leben, wiederholt teilnehmen. Dabei gaben im Winter 2020/21 ca. 6,4% der 70-85-jährigen und 12,5% der Über-85-jährigen an, sich einsam zu fühlen. Bei diesen Zahlen muss beachtet werden, dass im Rahmen des DEAS nur Menschen in Privathaushalten befragt werden. Eine weitere Studie „D80+ „Hohes Alter in Deutschland“[3] beschäftigt sich mit Einsamkeit bei Über-80-Jährigen. Hier zeigte sich ebenfalls, dass die Einsamkeit über die Altersgruppen in der späteren Lebensphase zunimmt: 22,1% der Personen im Alter von 90 Jahren oder älter, aber nur 8,7% der Personen im Alter von 80-84 Jahren, beschreiben sich hier als einsam. Mit steigendem Alter wächst auch das Risiko für den Übergang in eine Pflegeeinrichtung und hier besteht ein noch größeres Risiko, einsam zu werden: Der Anteil einsamer älterer Menschen in Heimen beträgt etwa 35 Prozent. Das halten wir für eine alarmierend hohe Zahl, die zeigt, dass insbesondere ältere von Einsamkeit betroffene Menschen Unterstützung brauchen, um aus der Vereinsamung und Isolation herauszufinden.
[1] Perlman, D., & Peplau, L. A. (1981). Toward a Social Psychology of Loneliness. In Personal Relationships: 3. Relationships in Disorder (pp. 31–56). Academic Press.
[2] https://www.dza.de/forschung/deas
[3] https://ceres.uni-koeln.de/forschung/d80