Pflegende Angehörige unter Druck

Ergebnisse einer Befragung von Hauptpflegepersonen im häuslichen Setting

Das Institut Forsa befragte im Auftrag des WIdOmonitors 2024 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) 1.000 Menschen, die als Hauptpflegeperson einen Angehörigen im häuslichen Setting pflegen[1]. Dabei stand insbesondere die Vereinbarkeit mit dem Beruf und die Belastung der pflegenden Angehörigen im Fokus.

Durchschnittlich wenden pflegende Angehörige 49 Wochenstunden für die Versorgung von Angehörigen zu Hause auf (im Jahr 2019 lag diese Zahl noch bei 43 Wochenstunden). Dieser hohe zeitliche Aufwand spiegelt sich in den Zahlen zur Erwerbsarbeit: Nur 46% der Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter sind in Vollzeit beruflich tätig. 52% der Erwerbspersonen in Teilzeit geben an, ihre Tätigkeit aufgrund der Pflege reduziert zu haben und 28% der nicht-erwerbstätigen Angehörigen gaben an, vor der Übernahme der Pflege erwerbstätig gewesen zu sein. Das Problem der Vereinbarkeit von Pflegetätigkeit und Beruf betrifft dabei vor allem Frauen (67% der Hauptpflegepersonen im erwerbstätigen Alter sind weiblichen Geschlechts). Die verschiedenen vom Gesetzgeber geschaffenen Entlastungsangebote für pflegende erwerbstätige Angehörige wurden dabei sehr wenig genutzt. Nur 3% nutzten die Möglichkeit, sich bis zu 6 Monate von der Arbeit freistellen zu lassen und nur 13% die Möglichkeit bei akuten Pflegesituationen bis zu zehn Tage bei Bezug von Lohnersatzleistungen der Arbeit fernzubleiben.

Nach ihrer persönlichen Belastung durch die Pflegetätigkeit befragt, ergeben sich alarmierende Zahlen: 26% der Befragten gab an, hoch belastet zu sein und die Pflegesituation „eigentlich gar nicht mehr“ oder „nur unter Schwierigkeiten“ bewältigen zu können. Dabei sind diejenigen Pflegepersonen am stärksten betroffen, die sich um eine demente Person oder um eine Person mit einem Pflegegrad ab 3 kümmern. Ermittelt wird der Belastungsscore mithilfe der „Häusliche-Pflege-Skala“ (HSP), die u.a. Fragen zur körperlichen Erschöpfung, psychischen Belastung und Lebenszufriedenheit stellt.

Interessant ist an den Ergebnissen der Befragung weiterhin, dass sich zwar ein Großteil der Pflegehaushalte mehr Entlastung wünscht (beispielsweise 91% der hochbelasteten Haushalte), aber nur wenige die vorhanden Unterstützungsleistungen wie Pflegedienste, Verhinderungspflege und Tages- und Kurzzeitpflege nutzen. Der Hauptgrund liegt dabei laut der Aussagen der Befragten darin, dass die zu pflegenden Angehörigen nicht von Fremden versorgt werden möchten.

Insgesamt muss festgestellt werden, dass die Situation in der ambulanten Pflege nach wie vor wenig zufriedenstellend ist und zu viele pflegende Angehörige unter großer Belastung.

[1] https://www.wido.de/publikationen-produkte/zeitschriften/widomonitor/widomonitor-1-2024/

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